Lebensräume & Biotoptypen
Gewässer
Tritt auf natürliche Weise Grundwasser aus der Erdoberfläche, dann spricht man von Quelle. Meistens handelt es sich dabei um aus Niederschlägen gespeistes Wasser. Nach unterschiedlichen Ansatzpunkten können Quellen klassifiziert werden. Die Quelle als Lebensraum bezeichnet man als Krenal. Die physikalischen und chemischen Faktoren sind hier relativ konstant. Quellen sind, außer bei starker Belastung des Grundwassers, nährstoffarm (oligotroph). Ändern sich die physikalischen und chemischen Eigenschaften bzw. die Nährstoffbelastungen, hat das auch Auswirkungen auf den Lebensraum und die dort lebenden Arten. Sumpfquellen (Sickerquellen) sind im Naturpark Nassau am bedeutensten.
Eine Kartierung der Quellen im Kaltbachtal durch den Naturpark Nassau erfolgte im Jahr 1998.
Aus hydrologischer Sicht sind Bäche kleine Fließgewässer. Durch das Vorhandensein zahlreicher Kerbtäler ist dieser Biotoptyp für den Naturpark Nassau repräsentativ. Meist handelt es sich um grobmaterialreiche, silikatische Mittelgebirgsbäche mit einem mehr oder weniger steinigen Untergrund aus Devonschiefer, teilweise aber auch aus Quarziten. Sie haben einen hohen Sauerstoffgehalt und das klare Wasser hat eine niedrige Wassertemperatur. Einige Arten, die im und an Fließgewässern vorkommen, sind in folgender Galerie dargestellt:
Erfahren Sie mehr über den Lebensraum Bach und die dort vorkommenden Tiere in unserer Broschüre "Lebendige Bäche".
Die Lahn bildet die Hauptachse im Naturpark. Außerdem fließt der Rhein am südwestlichen bzw. westlichen Rand durch den Naturpark. Die Mittel- und Unterläufe von Flüssen bezeichnet man als Potamal. Die natürlich vorkommenden Leitfischarten sind Barbe und Blei. Der Sauerstoffgehalt ist bei reduzierter Fließgeschwindigkeit geringer als in Bächen. Die Temperatur erreicht im Sommer bis zu 20°C.
Typische Pflanzen im Uferbereich der Flüsse im Naturpark Nassau sind Weiden, Erlen, Schilf- oder Rohrglanzgras. Daneben finden sich vereinzelt Kalmus, Teich-Schwertlilie oder als einzige verbreitete Wasserpflanze die Teichrose. Charakteristische Säugetierarten im Lahnbereich sind Wasserspitzmaus und Bisamratte. Wasser- und Zwergfledermaus, vereinzelt auch Abendsegler können als Nahrungsgäste in den Sommermonaten beobachtet werden. Brutvögel sind vereinzelt Wasseramsel, Gebirgsstelze und selten auch der Eisvogel. Vor einigen Jahren im Naturpark Nasau praktisch ausgestorben, hat sich die Population des Graureihers wieder erholt. Kormoran sowie Zwergtaucher und verschiedene Entenarten treten als Durchzügler und Wintergäste auf. Besonders erwähnenswert ist die Würfelnatter, die in einem Lahnabschnitt (bei Nassau) gefunden wurde. Weiter verbreitet ist die Ringelnatter. Ebenfalls bedeutend ist ein Vorkommen des Seefrosches.
Im Naturpark sind neben kleineren Tümpeln der Bärbacher Weiher, der Spießweiher bei Montabaur, der Weiher am Haus Jungfried bei Friedrichssegen oder der Weiher auf der Rottmannshöhe bei Bad Ems nennenswert.
Die Ufer der Stillgewässer sind mit Schilf, blättrigem Rohrkolben, Teichbinsen, Wasserschwertlilien und Weiden bewachsen. Im Flachwasser finden sich verschiedene Laichkrautarten und der Hahnenfuß, am Spießweiher tritt sogar die Weiße Seerose auf. Stillgewässerbesiedelnde Säugetierarten sind zum Beispiel Wasserspitzmaus und Bisamratte. Daneben sind alle Stillgewässer mit entsprechender Größe Nahrungsbiotop für verschiedene Fledermausarten. Vereinzelt brüten Zwergtaucher, Blässhuhn und Teichralle auf den Weihern. Bei ausreichendem Schilfbestand kommt mancherorts der Teichrohrsänger vor. Einige mit Schilf oder Weiden bewachsene Stillgewässer dienen als Schlafplatz für Stare, Schwalben und Bachstelzen. Alle 13 einheimischen Amphibienarten im Naturpark sind an Stillgewässer gebunden (Erfahren Sie mehr in der Broschüre "Amphibien im Naturpark Nassau"). Als einziges Reptil lebt die Ringelnatter an den Stillgewässern. Auch verschiedene Libellenarten leben an den stehenden Gewässern. Dabei wirkt sich das Vorhandensein einer Schwimmblattzone, insbesondere für Kleines und Großes Granatauge positiv aus. An dieser Stelle ist noch ein kleinflächiges Zwischenmoor im Bereich der Montabaurer Höhe erwähnenswert. Mit seinem gut entwickeltem Torfmoosschwingrasen ist es für Libellen besonders gut als Lebensraum geeignet. Im Wasser leben die verschiedensten Wasserkäferarten, wobei vor allem Taumel- und Gelbrandkäfer weit verbreitet sind. Die meisten an das Wasser gebundenen Tierarten leben auch im Larvenstadium im Gewässer (Wasserkäferlarven, Libellenlarven, Amphibienlarven).
Grasland
Feucht- und Nasswiesen sind auf nassen bis wechselfeuchten Böden zu finden. Oft werden die Flächen nicht mehr genutzt oder unterliegen einer mehr oder weniger extensiven landwirtschaftlichen Nutzung. Der Biotoptyp ist im Bereich des Naturparks Nassau vor allem im Westerwaldkreis vorhanden. Das Naturschutzgebiet Stelzenbachwiesen und angrenzende Bereiche bei Niederelbert und Holler sind ebenso zu erwähnen wie Teile der Stadtbachwiesen von Montabaur und der Feuchtwiesenbereiche von Horressen-Elgendorf. In der Flora dominiert vor allem im Frühjahr die Sumpfdotterblume, die als typische Pflanze der Feucht- und Nasswiesen leicht nährstoffreicher Standorte gelten kann. Im Juli sind Feucht- und Nasswiesen meist geprägt von Mädesüßfluren, vermischt mit Gilbweiderich, Blutweiderich und der Wald-Engelwurz.
Vereinzelt treten Fieberklee, Breitblättriges und Geflecktes Knabenkraut und Waldhyazinthe auf. Charakteristische Vögel der Feucht- und Nasswiesen sind Braunkehlchen und Wiesenpieper. Das hohe Angebot an Blütenpflanzen hat auch eine sehr hohe Zahl von Insekten, insbesondere Schmetterlingen zur Folge. Die tagaktiven Widderchen, eine Nachtfaltergruppe, sind z. B. sehr häufig zu finden. Von den Reptilien hat die Ringelnatter in den Feuchtwiesen ihren Lebensraum.
Trockenrasen und Halbtrockenrasen sind meist in sonneexponierter Lage zu finden und besitzen einen mageren Boden. Vor allem in den ehemaligen Weinbergen oder Obsthängen der klimagünstigen Lagen von Rhein- und Lahntal sind diese Biotope zu finden. Bei kalkhaltigem Boden finden sich teils große Orchideenvorkommen, die alle schützenswert sind. Im Naturschutzgebiet Koppelstein bei Lahnstein sind über 15 Arten nachgewiesen. Weitere charakteristische Pflanzen sind Goldhaaraster, Blutroter Storchschnabel, Aufrechte Trespe oder die Fiederzwenke. Die artenreiche Fauna umfasst einige sehr seltene Arten, wie die vom Aussterben bedrohte Smaragdeidechse oder die Schlingnatter.
Auffallend an heißen Tagen ist die Vielfraßschnecke, die sich bei hohen Temperaturen gerne an Grashalme anhängt. Von den Schmetterlingen ist insbesondere der Segelfalter zu erwähnen, dessen Raupen vor allem an Schlehe und Weichselkirsche zu finden sind. Die Zippammer ist der typische Brutvogel der Trockenbiotope. Von den Heuschrecken sind Sichelschrecke und Weinhähnchen zu nennen.
Zwergstrauchheiden sind im Naturpark Nassau nur noch reliktartig entwickelt. Sie sind insbesondere im Rhein-Lahn-Kreis und dort bevorzugt unter Freileitungsschneisen zu finden. Auf zumeist nährstoffarmen, oft leicht sauren Standorten finden sich die baum- und straucharmen Bereiche. Dominierend sind hier Heidekraut und Flügelginster, daneben kommen Karthäusernelke und Kleines Habichtskraut vor. Oft finden sich auch vegetationsfreie Bereiche. Die Größe der Biotope lässt die Ansiedlung angepasster Vogelarten nicht zu. Es findet sich aber eine Heuschreckenfauna mit zahlreichen seltenen Arten, darunter die Gefleckte Keulenschrecke, Kleiner Heidegrashüpfer, Heidegrashüpfer und Buntbäuchiger Grashüpfer. Wo sich Böschungen befinden, können auch zahlreiche Hautflügler (Hymenoptera) festgestellt werden. Heideflächen im Naturpark Nassau sind im Bereich des Bärbacher Hofes bei Schönborn, in den Rheinhängen bei Braubach, bei Becheln und Dachsenhausen.
Waldbiotope
Die typischste und verbreitetste Waldform im Naturpark Nassau sind Eichenhainbuchenwälder. Insbesondere in den Hangbereichen von Rhein, Lahn, Gelbach, Dörsbach und Mühlbach, aber auch im Rupbachtal ist diese Waldform verbreitet. An sonnigen, zumeist südexponierten Felslagen von Lahn, Rhein, vereinzelt auch Mühlbach und Dörsbach wachsen wärmeliebende Formen mit den charakteristischen Begleitarten Elsbeere und Mehlbeere. Ansonsten dominieren auf frischen Standorten die Hainbuche sowie Stiel- und Traubeneiche.
Durch vereinzelt entwickeltes dichtes Unterholz entstand ein erheblicher Strukturreichtum. Außer Weißwurz, Scilla, Gefingertem und Hohlem Lerchensporn, Buschwindröschen und Waldveilchen gibt es auch hier weitere Frühblüher bzw. Frühlingsgeophyten. An sonnigen und felsigen Standorten wächst vereinzelt die Astlose Graslilie. Auch die Fauna der Eichenhainbuchenwälder ist bemerkenswert. Typische Brutvogelarten in den Hangbereichen sind Rotkehlchen und Waldlaubsänger, bei entsprechendem Altholzbestand brüten Mäusebussard, Rot- und Schwarzmilan. Häufige Vertreter aus der Insektenwelt sind Hirschkäfer und Säbelschrecke. In Niederwäldern, mit entsprechendem Unterholz als Nahrungsgrundlage, ist sehr selten das Haselhuhn zu finden. An einigen Lahnhängen und am Rhein zwischen Kamp-Bornhofen und Braubach konnte es nachgewiesen werden.
In einem Alter von über 120 Jahren werden struktureinheitliche Rotbuchen-Altholzbestände Hallenwälder genannt, die bei uns nur mit wenig Unterholz wachsen. Die Umtriebszeit solcher Wälder ist von Standort zu Standort unterschiedlich, liegt aber in der Regel bei 150 bis 180 Jahren. Die moderne Forstwirtschaft versucht eine naturgemäße Bewirtschaftung unter der Optimierung des Wertes des Stammholzes durch Verlängerung der Umtriebszeit und unter gleichzeitigem Aufbau von jungen Beständen durch Freistellen der Hallenwälder. Dadurch wird eine Kahlschlagwirtschaft vermieden. Prägend für die Rotbuchen-Altholzbestände sind die Großhöhlenbrüter, bei denen vor allem der Schwarzspecht als Baumeister auftritt. In die von ihm gezimmerten Höhlen gehen Hohltaube und im Bereich der Montabaurer Höhe auch der Raufußkauz. Weitere Arten sind hier der Grauspecht oder auch der Große Abendsegler, der bisher jedoch nur vereinzelt in solchen Höhlen nachgewiesen wurde. Die Bodenflora ist je nach Bodentyp sehr unterschiedlich. Es finden sich in manchen Gebieten des Naturparks Perlgras-Buchenwälder und dominierend im Bereich des Forstamts Lahnstein Zwiebelzahnwurz-Buchenwälder. Wichtig für den Erhalt der Fauna, insbesondere der Großhöhlenbrüter, ist eine entsprechende Verlängerung der Umtriebszeit und die Sicherung von kleinen Altholzbeständen mit dem Vorkommen des Schwarzspechtes und seiner Folgearten.
Nur noch reliktartig sind Schluchtwälder im Naturpark Nassau entwickelt. Meist kommen diese in den schattigen, kaum besonnten Lagen der Kerbtäler vor. Dominierende Baumarten sind Esche, Bergahorn und an sonnigeren Standorten auch Winter- und Sommerlinde. Die Bodenflora zeichnet sich durch das Vorkommen der beiden Farne Hirschzunge und Schildfarn sowie dem Platanen-Hahnenfuß und dem Silberblatt aus. Daneben gedeihen in den Schluchtwäldern zahlreiche Moosarten. Zumindest für den Bereich des Naturschutzgebietes Gabelstein-Hölloch nachgewiesen und gut entwickelt ist die Molluskenfauna. Sind saubere und kühle Bäche vorhanden, so findet sich regelmäßig der Feuersalamander ein, der dort seine Jungen zur Welt bringt.
Ebenfalls nur vereinzelt und kleinflächig im Bereich von Lahn und Gelbach, aber auch auf der Montabaurer Höhe haben sich Auwaldbereiche entwickelt. Am Hintersten und Vordersten Bach bei Höhr-Grenzhausen sind sie z. T. vermoort. Es kommen Torfmoospolster und Rippen- sowie Bergfarn vor. Bei hohem Grundwasserstand und zumeist alljährlichen Überschwemmungen gehört die Weichholzaue mit Weiden und Erlen eigentlich zu der typischen Waldassoziation im Bereich der Täler. Durch die intensivere Nutzung der Tallagen sind die Auwälder bis auf Reste verschwunden. Gut ausgeprägte Auwaldbestände trifft man nur noch am Gelbach und im Naturschutzgebiet Hollerich zwischen Obernhof und Nassau an.
Viele der zahlreichen Waldgesellschaften im Naturpark Nassau gehören nicht zur natürlichen Vegetation, sondern wurden vom Menschen stark verändert und genutzt. Hierzu zählen vor allem die Nadelwaldforste (hauptsächlich Fichten), die mittlerweile aber wieder vermehrt in standortgerechtere Laubwälder (Buchenwald) umgewandelt wurden.
Auch die Ränder des Waldes gehören zu den Waldbiotopen. Sie sind wichtig als Vernetzungselement für wandernde Tierarten, aber auch zur optischen Gliederung der Landschaft. Die Tierwelt am Übergang von Wald zum offenen Land (Feld, Wiese, Weide) ist geprägt von waldrandtypischen Arten, aber auch von Arten der Wälder selbst sowie des angrenzenden Offenlandes. Die Flora ist geprägt von Kräuter- und Straucharten. Viele Vogelarten finden hier einen geeigneten Lebensraum, wie zum Beispiel verschiedene Grasmückenarten, insbesondere die Mönchs- und Gartengrasmücke aber auch die Heckenbraunelle und der Neuntöter. Auch die Schmetterlingsfauna kann sehr vielfältig sein. Eine ökologisch wertvolle Ausbildung des Waldrandes wäre die Entwicklung einer Krautzone, einer Strauchzone, niedrigeren Bäumen und dem sich dann anschließenden Wald.
Weitere Lebensraumtypen
Hecken, Gebüsche und Feldgehölze sind um so wertvoller, je nahrungsreicher das Umfeld ist. Neben ihrer ökologischen Funktion dienen sie auch der Landschaftsgliederung und Landschaftsbelebung. Dominierende Straucharten im Naturpark Nassau sind Schwarzdorn, Weißdorn und Schwarzer Holunder, Gemeiner Schneeball und Pfaffenhütchen. Brutvögel der Heckenbereiche sind Goldammer, Hänfling, Heckenbraunelle oder Grasmücke. Hecken dienen bei entsprechender Struktur als Ansitzwarte für Greifvögel und Würger, die gerne von solch erhöhten Punkten in die umgebende Feldflur hineinjagen. Daneben sind Hecken, Gebüsche und Feldgehölze Lebensraum für Kleinsäuger, Laufkäfer und verschiedene Insektengruppen. Sie bieten ein wertvolles linienartiges Vernetzungselement zwischen unterschiedlichsten Biotopen.
Unter Streuobstbeständen versteht man hochstämmige Obstbäume in unterschiedlicher Anordnung. Bei grasartigem Bodenbewuchs und flächiger Anordnung spricht man auch von einer Streuobstwiese. Diese kann als Mähwiese oder als Weide genutzt werden. Bleibt die Fläche brach, verbuschen die Bereiche und verlieren langfristig ihren Wert, da die vorkommenden Büsche in die Obstbäume einwachsen. Gut erhaltene Streuobstbestände befinden sich im Naturpark Nassau in den klimagünstigeren Lagen von Lahn- und Rheintal, in der Augst sowie im Buchfinkenland. Bei relativer Nährstoffarmut finden sich, wie etwa in Dausenau, Wiesensalbei, Milchstern, verschiedene Klappertopfarten oder auch Orchideen.
Typische Vogelarten in den oft höhlenreichen Obstbäumen sind Grünspecht, Kleinspecht, Feldsperling und Star. Günstig für zahlreiche Vogelarten ist das Vorhandensein von Rasenameisen, die insbesondere den Spechten als Nahrung dienen. Bei zu starker Verbuschung sind die Ameisenhaufen für diese Vogelarten nicht mehr zu erreichen und damit das Biotop nicht mehr nutzbar.
Der größte Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Naturpark Nassau wird ackerbaulich genutzt. Zumeist sind es Intensivkulturen. Getreideanbau überwiegt, daneben findet sich Raps, Mais und seltener der Hackfruchtanbau. Viele Arten können in der intensiv genutzten Agrarlandschaft nicht überleben, weshalb die Fauna nur spärlich vertreten ist. Verbreitet hat sich noch die Feldlerche. In manchen Jahren ist die Wachtel vertreten. Die Bestände des Rebhuhns haben sich durch die klimagünstigen Sommer der letzten Jahre erholt, sodass auch im Naturpark wieder Bruten festgestellt werden können. Ackerwildkräuter finden sich wegen der Herbizidspritzungen selten. Lediglich Klatschmohn, Saat-Wucherblume oder Kornblume haben sich gehalten. Durch die Flächenstillegungen können sich die Bestände dieser Arten wieder erholen und ausbreiten. Begrüßenswert wäre es, die laufenden und zukünftigen Flächenstillegungen auch nach ökologischen Gesichtspunkten durchzuführen, damit eine zu frühe Mahd, nicht die Zerstörung der Nester der Feldlerche zur Folge hat. Auch das Ackerrandstreifenprogramm findet im Naturpark Nassau noch viel zu wenig Interessenten unter den Landwirten.
Erdaufschlüsse, wie Steinbrüche, Kiesgruben oder Tongruben sind eine Kombination unterschiedlichster Biotoptypen. Je nach Art des Materials und der Abbautechnik entstehen Tümpel, Rohbodenflächen, Steilwände und Gebüsche. Dieses Biotoptypenmosaik bietet Raum für eine reichhaltige Fauna, wobei insbesondere das Vorhandensein von Gewässern ausschlaggebend ist.
Aus der Vogelwelt sei der Flussregenpfeifer erwähnt, der über mehrere Jahre in der Cramberger Kiesgrube gebrütet hat. Von den Amphibien finden sich z. B. Kreuzkröte und Geburtshelferkröte, vereinzelt aber auch der seltene Laubfrosch. Zu den Erstbesiedlern von Gewässern in Erdaufschlüssen gehören verschiedene Libellenarten, insbesondere Pokal-Azurjungfer, Kleines und Großes Granatauge, Kleine Pechlibelle und Gebänderte Heidelibelle. Auf den sonnenbeschienenen Rohbodenflächen findet man häufig den Feld-Sandlaufkäfer. Bedroht sind Flora und Fauna der Erdaufschlüsse durch Rekultivierungsmaßnahmen ebenso wie durch den Wiederbewuchs, der sonnenexponierte offene Bereiche beseitigt.
Felssteinwände sind meist in sonnenexponierter Lage zu finden und relativ vegetationsarm. Im Naturpark sind sie beispielsweise am Allerheiligenberg und am Koppelstein bei Lahnstein, am Gabelstein bei Cramberg sowie der Filsener Ley zu finden. Mit Diptam, Brillenschötchen, Schriftfarn, Federgras, Felsenahorn, Felsenbirne und Zwergmispel kommen zahlreiche wärmeliebende Pflanzenarten dort vor. Seltene Reptilien wie Schlingnatter oder Mauereidechse, Vogelarten wie die Zippammer, der Segelfalter und die Heuschreckenarten Blauflügelige Ödlandschrecke und Rotflügelige Ödlandschrecke kommen ebenfalls dort vor.
Trockenmauern sind künstlich angelegt und im Zusammenhang mit dem Weinbau zu sehen. Zumeist liegen sie in südexponierter Lage und sind deshalb für wärmeliebende Tierarten sehr wertvoll. Fugen ermöglichen den Tieren die Wanderung in den Erdboden. Typische Tierarten sind Mauereidechse und Schlingnatter, aber auch verschiedene Vogelarten wie Hausrotschwanz, Meisen oder der Zaunkönig nisten in Trockenmauern. Im Umfeld werden offene Bereiche mit entsprechendem Pflanzenwuchs als Nahrungsbiotop genutzt.
Im Naturpark Nassau gibt es eine Vielzahl verlassener Erz- und Schieferstollen, jedoch keine Naturhöhlen. Dazu kommen als ebenfalls von Menschen geschaffene Gebilde noch Weinkeller, Burgkeller und Burgverliese.
Insbesondere für die Überwinterung von Fledermäusen sind solche früheren Bergwerkstollen wichtig. Bei kaum wechselnden kleinklimatischen Bedingungen, hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen zwischen 10 und 15°C fliegen die nachtaktiven Säugetiere im Herbst in die Stollen und verlassen diese erst nach der Überwinterung zum Frühjahr wieder. Großes Mausohr, Bartfledermaus, Wasserfledermaus, Bechsteinfledermaus, Graues Langohr und Fransenfledermaus wurden im Naturpark Nassau in den letzten Jahren nachgewiesen. Neben den Fledermäusen überwintern in den alten Bergwerksstollen auch noch Zackeneule, Kellerspanner, beides Insektenarten sowie Feuersalamander und Grasfrosch.
Auch Gebäude und Siedlungsbereiche biten einen geeigneten lebensraum für einige Tierarten, z.B. können Dachböden Sommerquartiere für Fledermäuse sein. Das Große Mausohr nutzt solche Dachböden, wenn ungehinderter Einflug und ungestörte Fortpflanzungsmöglichkeit vorhanden sind. In solchen Wochenstuben, die oft mehrere hundert Tiere umfassen können, werden von den Weibchen die Jungen geboren, großgezogen und gesäugt. Die Breitflügelfledermaus und die häufig vorkommende Zwergfledermaus sind ebenfalls zu nennen.
Das nachfolgende Video ist im Jahr 2015 beim Fledermausfestival in Kamp-Bornhofen entstanden. Der Kirchturm der St. Nikolaus Kirche wird von circa 2.000 weiblichen Großen Mausohren als Wochenstube genutzt. Unter www.fledermausschutz.de gibt es detailliertere Informationen zum Schutz der Fledermäuse.
In Kirchen und Scheunen kommt auch die Schleiereule vor. Durch das Anbringen von Nistkästen und das Öffnen von Kirchtürmen und Kirchenspeichern wurden hier in den letzten Jahren neue Brutmöglichkeiten geschaffen. Auf Balken an Häusern brüten gerne Hausrotschwanz, Grauschnäpper und Bachstelze. In Häusern in entweder selbstgebauten Nestern oder in Kunstnestern brütet die Mehlschwalbe, während die Rauchschwalbe Ställe und Garagen vorzieht (zur Schwalbenkartierung des Naturparks). Städte, Dörfer und Gehöfte können für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten. Die Artenzahl steht dabei mit dem Strukturreichtum und der Biotoptypenvielfalt im Siedlungsbereich in Wechselbeziehung. Wichtig ist der Erhalt sämtlicher alter Gehölzbestände. Hier brüten auch in Ortslagen Waldkauz, Spechte und Star, und in dem vermoderten Holz leben holzbewohnende Käfer. Brachflächen und extensiv genutzte Wiesenbereiche fördern den Insektenreichtum und sorgen für zahlreiche Sämereien, die wiederum für Girlitz, Stieglitz und Grünling, aber auch Dompfaff und andere Arten wichtig sind. Auf Rasenflächen gehen Amsel, Star und Wacholderdrossel der Nahrungssuche nach. Fischfreie Dorfteiche bieten ebenfalls einen wichtigen Lebensraum und tragen zum Strukturreichtum des Ortsbereiches bei.
Hinweis: Die Texte sind weitestgehend aus der Broschüre "Biotope im Naturpark Nassau" entnommen, die von Manfred Braun verfasst worden ist.