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SGD Nord: Biotoppflege im Naturschutzgebiet „Steinbruch Fachingen“

Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord hat die Freistellung der stark verbuschten Flächen im Naturschutzgebiet „Steinbruch Fachingen“ veranlasst. Auf einer Fläche von zwei Hektar soll in dem ehemaligen Kalksteinbruch eine große vegetationsfreie Rohbodenfläche innerhalb der Sohle geschaffen werden. Damit soll der offene bis halboffene Charakter des Gebietes wiederhergestellt und für die daran angepassten Tierarten optimale Lebensbedingungen hergestellt werden. Gefördert wird die Maßnahme aus Mitteln des Landesprogramms „Aktion Grün“. 

Der Oberboden im betreffenden Bereich wird von Aufwuchs befreit und abgezogen. Außerdem sollen der Erdboden modelliert und mehrere verschiedengroße Erdmulden geschaffen werden, die als zeitweilige Tümpel dienen können. Dazu wird eine Raupe mit breiter Schaufel eingesetzt. Insbesondere da im Umfeld Waldbiotope vorherrschen, ist die Freistellung des ehemaligen Steinbruchs mit dem Ziel der Erhaltung des Offen- bzw. Halboffenlandcharakters als Sekundärhabitat einer Vielzahl von wärmeliebenden Arten sowie als Trittstein zur Vernetzung von Lebensräumen wichtig.

Das am Südufer innerhalb einer Lahnschleife gelegene Naturschutzgebiet in der Verbandsgemeinde Diez umfasst eine Fläche von 11,7 Hektar. Es ist kesselartig ausgebildet mit hohen Steilwänden und einer nahezu ebenen, mittlerweile jedoch teils stark verbuschten Sohle. In dieser sind zwei dauerhafte, flache Teiche sowie ein tieferes Gewässer eingebettet. Der gesamte Untergrund des nord-östlichen Teils des Rhein-Lahn-Kreises ist von devonischem Kalkstein geprägt, welcher im Bereich des Steinbruchs bis an die Bodenoberfläche ansteht. Der Kalk wird meist nur locker von einem dünnen Oberboden bedeckt. Vor allem in den Sommermonaten bildet sich durch die nahezu geschlossene Kessellage ein besonderes Mikroklima aus. Nachts kann sich hier kalte Luft anstauen, wohingegen tagsüber die Sonneneinstrahlung zu einem Hitzestau innerhalb des Kessels führen kann. Die Folge dieser Situation ist ein hoher Tagesgang der Temperaturen, welcher lediglich durch das zentrale große Gewässer etwas gedämpft wird.

Das Areal bietet einen Lebensraum für rund 160 Pflanzenarten des Offenlandes. Zudem können diverse Amphibienarten, darunter auch unterschiedliche Molch-Arten, regelmäßig im Naturschutzgebiet angetroffen werden. Noch artenreicher ist die Tagfalterfauna mit 21 Arten, darunter Tagpfauenauge, Mauerfuchs und Waldbrettspiel. Unter den insgesamt 24 Libellenarten sind Rote-Liste-Arten, wie Pokal-Azurjungfer, Kleines Granatauge oder Kleine Pechlibelle, vertreten. Neben Blindschleiche, Zauneidechse sowie Ringel- und Schlingnatter sind zehn Heuschreckenarten nachgewiesen, darunter überwiegend Trockenbiotopbewohner wie die Langfühler-Dornschrecke und die Westliche Beißschrecke. Insgesamt hat das Naturschutzgebiet aufgrund der insgesamt hohen Artenzahl und dem Vorkommen einiger sehr seltener Arten eine hohe, regionale Bedeutung. Die Felslebensräume sowie die Stillgewässerlebensräume haben eine wichtige Funktion als Vernetzungsbiotope im Biotopverbund der Lahnhänge zwischen Diez und Bad Ems.

Zum Hintergrund:
Der ehemalige Kalksteinbruch wurde im Jahr 1971 stillgelegt und 1984 zum Naturschutzgebiet erklärt. Ziel ist die Erhaltung des aufgelassenen Steinbruchs mit seinen Wasserflächen und Flachwasserzonen als Lebensraum in ihrem Bestand bedrohter Tierarten, insbesondere seltener Vogelarten, Amphibien und Reptilien sowie als Standort seltener Pflanzen aus wissenschaftlichen Gründen.

Naturräumlich betrachtet zählt der Bereich zur Einheit „Limburger Becken“ innerhalb des „Gießen-Koblenzer-Lahntals“. Zudem ist das Naturschutzgebiet Teil des Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebietes „Lahnhänge“, das die Erhaltung und Wiederherstellung von Magerrasen und unbeeinträchtigten Felslebensräumen sowie von Kleingewässern für Amphibien mit vielfältigem Lebensraummosaik im Bereich der Lahnstein-Schmidtenhöhe zum Ziel hat. Darüber hinaus ist der Bereich Teil des Naturparks Nassau, dessen Hauptziel die Erhaltung und Erhöhung des ökologischen Wertes der Landschaft ist.

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