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Bericht: Im Zauberwald Nassau

170 Gäste besuchen den Zauberwald

Premiere: Natur und Kultur auf magische Weise verbunden

Mehr als 20 Jahre lang haben Thorsten Reinhardt und Andrea Mathy mit dem Kleinkunstfest den Besuchern ein tolles Erlebnis geboten. Doch nun war für die ehrenamtlichen Organisatoren Schluss. Das heißt jedoch nicht, dass sich die beiden Nassauer einfach zurücklehnen. Im Gegenteil: Für dieses Jahr haben sie sich etwas Neues, ganz Besonderes ausgedacht. „Im Zauberwald“ war die Veranstaltung überschrieben. Das Ziel: Kultur und Natur zu verbinden, so Thorsten Reinhardt. Und das gelang auf bemerkenswerte Weise.

Treffpunkt war am Freitag, 24. Juni, um 19 Uhr das romantische Kaltbachtal in Nassau. Dieses bot den perfekten Ort für den „Zauberwald“. Die Organisatoren hatten für die Gäste verschiedene Attraktionen aufgebaut, die die Veranstaltung zu einem echten Erlebnis machten. Die Idee kam gut an; die Resonanz war groß. Rund 170 Gäste, Alt und Jung, strömten zu Nassaus Waldtal – auch um ein besonderes Natur-Spektakel zu erleben: das faszinierende Leuchten der Glühwürmchen.

Zu Beginn suchten die beiden Naturexperten Ursula und Manfred Braun Tiere des Baches, die sie den herbeigeeilten Kindern erklärten. Verschiedene Insektenlarven, Bachflohkrebse, kleine Strudelwürmer und eine Feuersalamanderlarve ließen die Kleinen ein ums andere Mal staunen. In einem nahegelegenen Tümpel waren zudem Faden- und Bergmolch zu entdecken, beides geschützte Amphibienarten.

Währenddessen fanden immer mehr Menschen den Weg in das zauberhafte Tal – und Thorsten Reinhardt begrüßte die insgesamt rund 170 Gäste: „Wir wollen etwas Neues wagen – schön, dass so viele mit uns in den Zauberwald gehen!“. Nun konnte die abendliche Wanderung beginnen. Ziel war die Hütte Charlottenruhe. An diversen Stationen erfuhren die Teilnehmer mehr über die heimische Fauna und Flora. Manfred und Ursula Braun zeigten Tier- und Pflanzenarten und Revierförster Peter Langen erläuterte Interessantes über den heimischen Wald. Bei seinen Ausführungen wurde deutlich, dass die Situation nicht uneingeschränkt positiv ist. Die Gemeine Esche beispielsweise, ein typisches Auengehölz, so Langen, sei auch im Kaltbachtal krank. Ein Pilz sorge dafür, dass die Bestände stark zurückgehen und die Baumart immer seltener werde.

Aber auch die starken Regenfälle im Juni sind nicht spurlos an Nassaus Wald vorbeigegangen. So mussten im Vorfeld der Veranstaltung Verkehrssicherungsmaßnahmen ergriffen werden, um einen gefahrlosen Ablauf des Abends zu gewährleisten. Besonders ins Auge fällt dabei ein kleines Hanggebiet im Tal des Kaltbaches. Dort fielen standortuntypische Fichten um und der „Wald wurde sich selbst überlassen“. Am Ende der dort ablaufenden Sukzession, also der zeitlichen Abfolge von Pflanzen-, Tier- oder Pilzgesellschaften, wird vermutlich ein Laubmischwald mit einigen Fichten entstanden sein.   

An der Charlottenruh angekommen, servierten die Vertreter der Stadthalle Nassau kleine selbst gebackene Brötchen und leckere Kräuterdips. Nach der kleinen Verschnaufpause legte Manfred Braun wieder los. Er erklärte den Kindern die heimischen Fledermäuse sowie die Hauptdarsteller des Abends, die Glühwürmchen. Dabei handelt es sich nicht, wie der Name vermuten lässt, um eine Wurmart, sondern um Leuchtkäfer. Die Erzeugung von Licht durch Lebewesen wird Biolumineszenz genannt. Die Leuchtkäfer geben dabei nur eine geringe Menge an Energie in Form von Wärme ab, sodass sie einen Wirkungsgrad von bis zu 95 Prozent erreichen. Die Natur macht es vor – und zeigt, wie man Energie sparen kann.

Mittlerweile war die Dämmerung angebrochen, und die Gruppe machte sich auf den Rückweg. Mithilfe von Ultraschalldetektoren wurden die ersten Fledermäuse geortet. Außerdem erwartete die Gäste eine weitere Überraschung des Abends. An verschiedenen Stationen tauchten Lampen den Wald in mystische Farben und musikalische Klänge verwandelten das Kaltbachtal nun endgültig in einen Zauberwald. Am Fagott spielte Danica Roos verträumte Melodien. Dank Silas Roos ertönte – wie es sich für den Wald gehört – ein Horn hoch über den Köpfen der Gäste. Im Dunkeln eine fast unwirkliche Atmosphäre. Die Besucher hielten gern inne, um der Musik zu lauschen.

Viele Fragen musste Dominic Muller an der Stahlharfe beantworten. Das Instrument, das optisch jedem Ufo in alten Science-Fiction-Filmen Konkurrenz macht, hat einen fast sphärischen Klang. Die meditativen Melodien des Koblenzers verschmolzen mit der Atmosphäre des nebligen Abendwaldes. Immer wieder fiel das Wort „Gänsehaut“. Christof Heiner alias Zopp, den Nassauer Kleinkunstprofis Reinhardt und Mathy ein langjähriger Partner in Sachen Akrobatik und Jonglage, jonglierte im Wald gekonnt mit LED-Bällen und Stangen – sozusagen als großes Glühwürmchen.

Dennoch war es das Naturschauspiel der Leuchtkäfer, das allen Akteuren die Show stahl. Im Dunkeln des Waldes begeisterten sie mit ihren tanzähnlichen Bewegungen. Dabei sind es nur die Männchen, die durch die Luft schweben. Die größeren Weibchen warten am Boden auf ihre Begattung.

Zurück am Ausgangspunkt gab es noch eine ganz besondere Überraschung für die Kinder. Ulla Ritter, die Jagdpächterin des Waldes, wartete mit ihren Ponys und hatte alles Notwendige mitgebracht, um Stockbrot über offenem Feuer zu backen. Die Stadthalle servierte nochmals Essen, und der Naturpark verteilte seine Broschüren. Zu den Klängen von Mullers Stahlharfe zauberte Heiner am Ende der Veranstaltung nochmals bunte Lichtspuren in die mittlerweile tiefschwarze Nacht - eine spontane Koblenzer Fusion: Confluenza live!

Bis jetzt vom Wetterglück gesegnet, begann es dann doch noch zu regnen, und der Abend fand dadurch leider ein jähes Ende. Dennoch: Es war eine gelungene Premiere und sicherlich nicht der letzte Besuch in Nassaus „Zauberwald“.

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